Erläuterungen zum Werkverzeichnis Otto Niemeyer-Holsteins

Das vorliegende Werkverzeichnis (WV) wurde in einem langen und komplizierten Arbeitsprozess seit 1971 von Doris und Helmut Soldner erarbeitet. Bis zum Tode des Künstlers 1984 erfolgte das in enger Zusammenarbeit mit ihm, danach wurde die Arbeit mit größeren Unterbrechungen weitergeführt: weitere Registrierungen, vertieft in den Daten zu den bereits erfassten Werken und erweitert durch bisher nicht bekannte Arbeiten.

Das Werkverzeichnis entspricht in der vorliegenden Fassung dem vom Künstler bis 1971 angelegten Werkverzeichnis mit ca. 1400 Werktiteln und wurde von hier ausgehend fortgesetzt.
Es war der Wille von Otto Niemeyer-Holstein, alle von ihm autorisierten Arbeiten mit einer Werknummer zu erfassen, um die Daten, Standorte und Bewegungen der Bilder authentisch belegen zu können.
Seit 1971 wurden die bestehenden Aufzeichnungen neu erfasst und mit der Registrierung der Fülle bis dahin nicht erfasster Werke bzw. der neu entstandenen Arbeiten fortgesetzt.
Die Zweiteilung der Werknummern in eine Nullserie (Werk-Nr. 01 – 0803) und in die fortlaufenden Zählung (Werk-Nr. 1 – 3769) ergab sich aus der Sicht des Künstlers auf sein Werk seit 1972: Eine große Gruppe von Arbeiten, die bis dato von ihm nicht oder weniger beachtet worden war (vorwiegend frühe Werke), die auch der Öffentlichkeit somit nicht bekannt war, sollte in einer gesonderten Folge (der Nullserie) registriert werden.
Eine systematische Chronologie und die Ordnung nach Werkgruppen war für den Künstler nicht vorrangig – zumal auch unterschiedliche Personen in die Registrierung einbezogen wurden. Wichtig war dem Künstler, alle Werke mit möglichst genauen Angaben zu erfassen, und in der Folge sollte kein Werk ohne Werknummer genannt, aufgelistet, ausgestellt oder publiziert werden (vgl. Kataloge und Veröffentlichungen seit 1973).

Für uns ergab sich daraus die Verpflichtung, die bis 1984 mit dem Künstler erstellte Fassung des Werkverzeichnisses in ihrer zweigeteilten Nummerierung nicht aufzulösen, sondern so umfassend und differenziert wie möglich zu ergänzen. Das erfolgte posthum auch mit Unterstützung von Frau Annelise Niemeyer und Prof. Günter Niemeyer.
Die in 6 Bänden entstandene Typoskript-Fassung, ergänzt durch Anmerkungen und Informationen sowie durch persönliche Kenntnisse und Notizen zu den Werken, wurde die Grundlage der aktuellen Computerfassung. Vorlage für die Übertragung ist eine in unserem persönlichen Auftrag von Informatiker und Lehrer Frank Müller erstellte Datei, strukturiert in 14 Positionen zu jedem Werk. Bis Juni 2007 wurden von uns über 56 000 Datenpositionen zu 4645 Werktiteln erfasst und mit über 200 000 vielfach differenzierten Einzelangaben belegt.
Die Druckgrafik wurde nicht übertragen, da das Werkverzeichnis der Druckgrafik seit 1980/89 vorliegt.

Die für uns verfügbaren Daten und Fakten wurden mit bestem Wissen und Gewissen eingearbeitet. Das sind:

  • Das 1971 bereits bestehende Werkverzeichnis (vom Künstler „die Fibel“ genannt)
  • Die von uns erarbeitete Typoskript-Fassung in 6 Bänden (Standort: Lüttenort; 1 Kopie bei uns)
  • Die zu Lebzeiten des Künstlers an den Originalen erfassten Daten der Werke
  • Aufzeichnungen und Materialien aus dem Arbeitsprozess mit dem Künstler, u.a. Absprachen, Festlegungen zu Titeln
  • Eine vom Künstler veranlasste, von uns in seinem Auftrag durchgeführte Befragung zu seinen Werken an alle erreichbaren Standorte, Museen, Institutionen, Privatpersonen (ab 1978 bis 1983)
  • Private Mitteilungen von Besitzern der Werke ONHs
  • Mitteilungen und Anfragen von Galerien
  • Mitteilungen und Materialien aus dem Museum Lüttenort, besonders seit 1992 durch Franka Keil
  • Umfassende Materialien von Achim Roscher aus dessen Arbeit an Publikationen über ONH sowie Listen der Standorte von Bildern in Museen
  • Informationen im Kontext mit der von uns bis 1984 und noch danach ergänzten Fotosammlung zu ONH-Werken (Fotothek) sowie dem von uns erarbeiteten Verzeichnis der Ausstellungen und der Pressebeiträge über ONH

Unsere Arbeit entstand aus einer engen vertrauten Freundschaft mit dem Künstler und konnte trotz räumlicher Distanz zwischen Lüttenort und Leipzig durch eine gute Zusammenarbeit weitergeführt werden. Unsere eigene anspruchsvolle Berufstätigkeit bis 2002 begrenzte allerdings immer wieder die Zeitreserven für die stets aufwendigen Bemühungen. Unterstützt wurde unsere Arbeit insbesondere durch Achim Roscher und Rudolf Mayer, durch Prof. Günter Niemeyer und seit 1992 durch Franka Keil.
Die bis heute erfassten Daten werden zum Teil eingeschränkt durch nicht zu schließende Lücken in den Ausfzeichnungen des Künstlers oder fremder Personen zu den Werken, durch nicht immer eindeutig verwendete oder veränderte Werktitel, durch Publikationen von Werken ohne Werknummer (betrifft die Zeit vor 1970 und nach 1984), durch Einfügungen und Veränderungen in der Typoskript-Fassung seitens zeitweiliger Mitarbeiter in Lüttenort ohne Absprache mit uns, durch unvollständige oder widersprüchliche Angaben in den uns vorligenden Listen der Museen.

Hinweise zu den in der Werkverzeichnis-Datei erfassten Angaben:

  • ERSTE ZAHL: fortlaufende Zählung der Werke unter der Nummer des jeweiligen Datensatzes
  • WERKTITEL: nach Festlegung des Künstlers bzw. nach sachkundiger Benennung
  • MAßE: Höhe vor Breite in Zentimetern
  • MALGRUND: von ONH verwendete Materialien sind Hartfaser (Hartfaserplatte), KAPAK (alte Bezeichnung für eine gepresste Malpappe), Leinwand, Holz bzw. Sperrholz und diverse Malgründe
  • BEZEICHNUNG: Signierung, Datierung auf der Bildseite
  • BESCHRIFTUNG: Aufzeichnungen verso
  • ALTE WERK-NR.: Beibehaltung entsprechend dem bestehenden WV; vorhandene Doppelnummern bleiben erhalten, verschiedene Untergliederungen waren vom Künstler vorgegeben
  • STANDORT: nur Ortsangabe
  • BESITZ: privat oder öffentlich
  • BESITZER: Name, intern bzw. Museen, Galerien
  • ANMERKUNGEN: besondere Informationen zum Werk, Ausstellungen, Abbildungen in Publikationen u.a. (unvollständig, da von uns hier nicht zu bewältigen)
  • FOTO: vorhandenes Foto zum Werk in der von uns angelegten Fotothek in Lüttenort (letzte Durchsicht 2004; die von Lüttenort veranlassten Fotos des Museumsbestandes sind nicht vermerkt)

Dennoch sind die im aufwendigen Arbeitsprozess und aus unzähligen Recherchen vorliegenden Daten dieses Werkverzeichnisses eine unverzichtbare Grundlage für den Umgang mit dem Werk und für dessen weitere Bearbeitung. Die Datei ermöglicht unterschiedliche Ordnungsprinzipien der Daten, eine Neustrukturierung nach Werkgruppen und Chronologie im Rahmen der vorgegebenen Positionen.

Leipzig, 14. Juni 2007

Doris und Helmut Soldner